Liken, Voten, Kommentieren und andere Tools für eine aktive Ideen-Community

Geschrieben von: Dr. Hartmut Neckel, Simone Renz, Johannes Walter, Hendrik Wessel-Bothe am: 15.11.2022

  • Themen: Nutzung von Likes, Votings, Kommentaren im Ideenmanagement, Sechsfarben-Denken, Alert-Services, Business Intelligence, Praxisbeispiele

Eine aktive Ideen-Community lebt davon, dass Ideen nicht nur vorgeschlagen werden, sondern Gegenstand eines breiten Interesses sind, das sich vielfältiger Informations- und Kommunikationsformate bedienen kann. Ideen von anderen liken, voten oder kommentieren zu können, oder sich über die Faktoren informieren zu können, von denen der aktuelle Status einer eigenen konkreten Idee abhängt, sind Funktionen, die das Geschehen im Ideenmanagement lebendig halten sollen. Hier stellen wir einige Beispiele vor.

Die Funktionen, die wir in diesem Beitrag an verschiedenen Beispielen vorstellen, können für das Ideenmanagement mehrere Vorteile haben:

  • Kommentare können Ideen weiter anreichern und so den Nutzen für das Unternehmen und alle Beteiligten erhöhen.
  • Likes, Votings und Kommentare können für die Bearbeitung der Ideen hilfreich sein und so dazu beitragen, Durchlaufzeiten zu verkürzen.
  • Wenn auch bereits abgelehnte Ideen (bzw. die ablehnende Entscheidung selbst) kommentiert werden können, kann dies dazu führen, dass solche Ideen nochmals aufgegriffen werden und doch noch eine nutzenbringende Verbesserung realisiert wird.
  • Meist ist es einfacher, die Ideen anderer zu liken, voten oder kommentieren als selbst eine Verbesserung vorzuschlagen. Die Möglichkeit, sich „niederschwellig“ zu äußern, kann es daher für manche Mitarbeiter attraktiver machen, sich mit dem Ideenmanagement zu befassen.
  • Nicht zuletzt kann das Ideenmanagement anhand der Likes und Votings ein Stimmungsbild und die Prioritäten der Mitarbeiter erkennen.

Beim Kennzahlenvergleich Ideenmanagement 2021 hatte etwa ein Fünftel der Teilnehmer angegeben, die Möglichkeit zu bieten, Ideen zu liken, zu voten, zu kommentieren oder zu ergänzen. Zwar zeigen sich in den Kennzahlen keine wesentlichen Unterschiede zu den anderen Teilnehmern, dennoch wäre es aus unserer Sicht falsch, solche Funktionen deshalb als nur „nice to have“ abzutun.

  • Vielmehr dürfte es von immer mehr Mitarbeitern als „normal“ erwartet werden, im Ideenmanagement die gleichen Kommunikations-, Interaktions- und Informationsmöglichkeiten nutzen zu können, die ihnen auch sonst in den Social Media und der Mitarbeiter-App ihres Unternehmens offenstehen. In vielen Unternehmen wird heute mehr über Mitarbeiter-Chats als per E-Mail kommuniziert. Dank digitaler Workflows sind Prozesse in hohem Maße gläsern geworden.
  • In einem solchem Umfeld darf Ideenmanagement nicht als „Black Box“ funktionieren, in deren Vorgänge nach Abgabe eines Vorschlags nur noch die „Insider“ (Gutachter, Entscheider, Ideenmanager) involviert sind, von der Einreicher und interessierte Kollegen aber erst wieder etwas hören, wenn das Ergebnis feststeht. Gerade die etwas größeren Unternehmen sind darauf angewiesen, die begrenzten persönlichen Kommunikationsmöglichkeiten durch den Einsatz von Tools zu kompensieren, während kleinere Unternehmen die gleichen Ergebnisse (gemessen an den Kennzahlen des Ideenmanagements) durch in Relation höheren Personaleinsatz erzielen können (siehe entsprechende Ausführung im Blogbeitrag „Kampagnen im Ideenmanagement – was sie bringen, wie sie wirken“).

 

Praxisbeispiele

Bei Liebherr kann jeder Mitarbeiter einzelne Ideen mit 1 bis 5 Sternen voten – auch noch während des „eigentlichen“ Bearbeitungsprozesses. Das Voting bleibt anonym, im System wird nur die Anzahl der Sterne als „Meinung der Community“ angezeigt (siehe Abbildung 1).

Blog 68 1 Meinung Community 2022 11 15

Abbildung 1: Prinzip der Anzeige eines Votings (Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung)

 

Außerdem kann sich jeder Mitarbeiter mit Kommentaren an der Diskussion einer Idee beteiligen; dabei muss er jedoch seinen Namen angeben (siehe Eingabefeld in Abbildung 2).

Blog 68 2 Eingabefeld 2022 11 15

Abbildung 2: Eingabefeld für einen Kommentar mit Button zur Auswahl einer Perspektive (Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung)

 

Über einen Button kann eine „Perspektive“ ausgewählt werden, die in dem Kommentar eingenommen wird (siehe Abbildung 3). Zur Auswahl stehen die sechs Perspektiven „Kreativ“, „Fakten“, „Nutzen“, „Skeptisch“, „Emotional“ und „Organisatorisch“, die den „sechs Hüten“ von Edward de Bono entsprechen.

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Abbildung 3: Auswahlmöglichkeiten einer Perspektive (Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung)

 

Des weiteren kann jeder Einreicher andere Kollegen über einen Button „Zur Ausarbeitung“ gezielt zum Anreichern seiner Idee einladen.

Um Mitarbeiter dazu zu bringen, sich mit den Ideen im System zu beschäftigen und sie zu voten oder zu kommentieren, werden im Betrieb Aufkleber mit einem QR-Code zur Plattform verteilt.

Bei der KSB SE & Co. KGaA kann jeder Mitarbeiter Ideen nicht nur liken und kommentieren oder auf Kommentare antworten – darüber hinaus besteht die Möglichkeit, jeder einzelnen Idee zu folgen. Dabei wird großer Wert auf Transparenz gelegt: die Gutachten sowie alle Kommentare sind für jeden sichtbar. Folgt man einer Idee, wird man über alle Aktivitäten informiert.

Neben einzelnen Ideen können Mitarbeiter zudem die vom Ideenmanagement durchgeführten Kampagnen als solche liken und kommentieren. Und auch den Kampagnen kann man folgen. Wie in einem Abonnement oder Alert Service erhält der Mitarbeiter dann Mitteilungen über neue Einträge zur entsprechenden Kampagne. Zusätzlich hat jeder User die Option, über den Share Button die Idee sowie die Kampagne mit Kollegen zu teilen und eine Nachricht zu formulieren.

Blog 68 4 Buttons 2022 11 15

Abbildung 4: Buttons, mit denen jede Idee geteilt, gelikt oder ihr gefolgt werden kann (Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung)

Blog 68 5 Aktivitten 2022 11 15

Abbildung 5: Vorschau einer Idee mit Anzeige bisheriger Aktivitäten (Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung)

 

Bei der Generali Deutschland AG ist die Diskussion der eingereichten Ideen durch die Community per Kommentare und Votings ein definierter Prozessschritt, für den in der „Ideenmanagement-Reise“ 15 Tage vorgesehen sind. Mehr dazu finden Sie im Blogbeitrag „Erfolgsfaktor 3/9 – Prozess: Organisation“.

Auch bei Schüco können sich Mitarbeiter zu den Ideen anderer Kollegen äußern, indem sie diese liken („Daumen hoch“), voten (1 bis 5 „Sterne“) oder kommentieren.

Um das Geschehen im Ideenmanagement aktiv verfolgen zu können, haben außerdem alle Mitarbeiter mit System-Zugang volle Transparenz. So können sie sich Kennzahlen nach Bereichen gefiltert anzeigen lassen und analysieren, mit welchen Faktoren der aktuelle Stand des Ideenmanagements oder der Status von einzelnen Ideen zusammenhängt.

Dafür werden die Rohdaten als Excel-Datei aus der Ideenmanagementsoftware gezogen. Mit einer Software für Business Intelligence werden daraus dynamische Auswertungen generiert, so dass jederzeit tagesaktuelle Dashboards verfügbar sind (siehe Abbildung 6).

Nicht zuletzt ist das auch für das Ideenmanagement eine große Hilfe: Bearbeitungsstaus sind leichter erkennbar, so dass schneller gezielte Hilfe angeboten werden kann – ebenso sind sehr schnelle und gute Bearbeitungsprozesse leichter lokalisierbar, so dass sich auch Anerkennung zeitnäher und fokussierter vermitteln lässt.

Blog 68 6 Dashboard 2022 11 15

Abbildung 6: Dashboards zum Stand des Ideenmanagements (Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung)

 

Ein weiteres Praxisbeispiel für die Nutzung von Business Intelligence Software finden Sie im Blogbeitrag „Erfolgsfaktor 5/9 – Commitment: Ziele und Reporting“.

 

Fazit: Spannende Informations- und Analysetools und die Möglichkeiten, Ideen und das Geschehen (zunächst, „nur“) zu liken, zu voten oder zu kommentieren, können das Ideenmanagement auch für Mitarbeiter interessant machen, die die Hemmschwelle zum Einreichen bisher noch nicht überschritten haben.

 

Ein nach Stichworten sortiertes Verzeichnis mit Links auf alle bisher erschienenen Beiträge im Blog zum Ideenmanagement finden Sie in diesem Register.

 

Alle Erwähnungen von Unternehmen und Produkten sind redaktioneller Natur und wurden nicht bezahlt.

Dr. Hartmut Neckel, Simone Renz, Johannes Walter, Hendrik Wessel-Bothe

Dr. Hartmut Neckel, Simone Renz, Johannes Walter, Hendrik Wessel-Bothe

Dr. Hartmut Neckel ist einer der profiliertesten Vordenker und erfahrensten Praktiker im Themenbereich Ideenmanagement, Innovation und kontinuierliche Verbesserungsprozesse. >> Mehr

Kontakt: kontakt@hartmut-neckel.de

 

Simone Renz, geb. 1984, lebt mit ihrer Familie in der Pfalz. Nach der Ausbildung zur Industriekauffrau und einem nebenberuflichen Betriebswirtschaftsstudium startete sie 2011 bei der KSB SE & Co.KG AA zunächst in der Unternehmenskommunikation und im internationalen Marketing. 2020 wechselte sie in die Innovation als Projektleiterin für die Weiterentwicklung / Einführung der internen Ideen- und Innovationsplattform. Seit November 2021 verantwortet sie das globale Ideenmanagement.

Kontakt: simone.renz@ksb.com

Johannes Walter, geb. 1975, lebt mit seiner Familie im Alb-Donau-Kreis. Nach Ausbildung, Studium und einigen umfangreiche Restrukturierungsprojekte führte er den Rollout einer zentralen Personalsoftware sowie die Projektierung für ein zentrales Ideenmanagement durch. Seit 2015 Head of Corporate Idea Management, ist er für die Einführung des Ideenmanagements in 23 Gesellschaften und die strategische Ausrichtung der zentralen Web-Anwendung zuständig.

Kontakt: johannes.walter@liebherr.com

Hendrik Wessel-Bothe, geb. 1997, lebt in Osnabrück. Nach dem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens an der FH Bielefeld war er zunächst in der technischen Auftragsbearbeitung eines Osnabrücker Unternehmens tätig. Das Ideenmanagement der Schüco International KG verantwortet er seit Januar 2022.

Kontakt: HWessel-Bothe@schueco.com