Die Funktionen, die wir in diesem Beitrag an verschiedenen Beispielen vorstellen, können für das Ideenmanagement mehrere Vorteile haben:
- Kommentare können Ideen weiter anreichern und so den Nutzen für das Unternehmen und alle Beteiligten erhöhen.
- Likes, Votings und Kommentare können für die Bearbeitung der Ideen hilfreich sein und so dazu beitragen, Durchlaufzeiten zu verkürzen.
- Wenn auch bereits abgelehnte Ideen (bzw. die ablehnende Entscheidung selbst) kommentiert werden können, kann dies dazu führen, dass solche Ideen nochmals aufgegriffen werden und doch noch eine nutzenbringende Verbesserung realisiert wird.
- Meist ist es einfacher, die Ideen anderer zu liken, voten oder kommentieren als selbst eine Verbesserung vorzuschlagen. Die Möglichkeit, sich „niederschwellig“ zu äußern, kann es daher für manche Mitarbeiter attraktiver machen, sich mit dem Ideenmanagement zu befassen.
- Nicht zuletzt kann das Ideenmanagement anhand der Likes und Votings ein Stimmungsbild und die Prioritäten der Mitarbeiter erkennen.
Beim Kennzahlenvergleich Ideenmanagement 2021 hatte etwa ein Fünftel der Teilnehmer angegeben, die Möglichkeit zu bieten, Ideen zu liken, zu voten, zu kommentieren oder zu ergänzen. Zwar zeigen sich in den Kennzahlen keine wesentlichen Unterschiede zu den anderen Teilnehmern, dennoch wäre es aus unserer Sicht falsch, solche Funktionen deshalb als nur „nice to have“ abzutun.
- Vielmehr dürfte es von immer mehr Mitarbeitern als „normal“ erwartet werden, im Ideenmanagement die gleichen Kommunikations-, Interaktions- und Informationsmöglichkeiten nutzen zu können, die ihnen auch sonst in den Social Media und der Mitarbeiter-App ihres Unternehmens offenstehen. In vielen Unternehmen wird heute mehr über Mitarbeiter-Chats als per E-Mail kommuniziert. Dank digitaler Workflows sind Prozesse in hohem Maße gläsern geworden.
- In einem solchem Umfeld darf Ideenmanagement nicht als „Black Box“ funktionieren, in deren Vorgänge nach Abgabe eines Vorschlags nur noch die „Insider“ (Gutachter, Entscheider, Ideenmanager) involviert sind, von der Einreicher und interessierte Kollegen aber erst wieder etwas hören, wenn das Ergebnis feststeht. Gerade die etwas größeren Unternehmen sind darauf angewiesen, die begrenzten persönlichen Kommunikationsmöglichkeiten durch den Einsatz von Tools zu kompensieren, während kleinere Unternehmen die gleichen Ergebnisse (gemessen an den Kennzahlen des Ideenmanagements) durch in Relation höheren Personaleinsatz erzielen können (siehe entsprechende Ausführung im Blogbeitrag „Kampagnen im Ideenmanagement – was sie bringen, wie sie wirken“).
Praxisbeispiele
Bei Liebherr kann jeder Mitarbeiter einzelne Ideen mit 1 bis 5 Sternen voten – auch noch während des „eigentlichen“ Bearbeitungsprozesses. Das Voting bleibt anonym, im System wird nur die Anzahl der Sterne als „Meinung der Community“ angezeigt (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Prinzip der Anzeige eines Votings (Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung)
Außerdem kann sich jeder Mitarbeiter mit Kommentaren an der Diskussion einer Idee beteiligen; dabei muss er jedoch seinen Namen angeben (siehe Eingabefeld in Abbildung 2).
Abbildung 2: Eingabefeld für einen Kommentar mit Button zur Auswahl einer Perspektive (Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung)
Über einen Button kann eine „Perspektive“ ausgewählt werden, die in dem Kommentar eingenommen wird (siehe Abbildung 3). Zur Auswahl stehen die sechs Perspektiven „Kreativ“, „Fakten“, „Nutzen“, „Skeptisch“, „Emotional“ und „Organisatorisch“, die den „sechs Hüten“ von Edward de Bono entsprechen.
Abbildung 3: Auswahlmöglichkeiten einer Perspektive (Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung)
Des weiteren kann jeder Einreicher andere Kollegen über einen Button „Zur Ausarbeitung“ gezielt zum Anreichern seiner Idee einladen.
Um Mitarbeiter dazu zu bringen, sich mit den Ideen im System zu beschäftigen und sie zu voten oder zu kommentieren, werden im Betrieb Aufkleber mit einem QR-Code zur Plattform verteilt.
Bei der KSB SE & Co. KGaA kann jeder Mitarbeiter Ideen nicht nur liken und kommentieren oder auf Kommentare antworten – darüber hinaus besteht die Möglichkeit, jeder einzelnen Idee zu folgen. Dabei wird großer Wert auf Transparenz gelegt: die Gutachten sowie alle Kommentare sind für jeden sichtbar. Folgt man einer Idee, wird man über alle Aktivitäten informiert.
Neben einzelnen Ideen können Mitarbeiter zudem die vom Ideenmanagement durchgeführten Kampagnen als solche liken und kommentieren. Und auch den Kampagnen kann man folgen. Wie in einem Abonnement oder Alert Service erhält der Mitarbeiter dann Mitteilungen über neue Einträge zur entsprechenden Kampagne. Zusätzlich hat jeder User die Option, über den Share Button die Idee sowie die Kampagne mit Kollegen zu teilen und eine Nachricht zu formulieren.
Abbildung 4: Buttons, mit denen jede Idee geteilt, gelikt oder ihr gefolgt werden kann (Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung)
Abbildung 5: Vorschau einer Idee mit Anzeige bisheriger Aktivitäten (Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung)
Bei der Generali Deutschland AG ist die Diskussion der eingereichten Ideen durch die Community per Kommentare und Votings ein definierter Prozessschritt, für den in der „Ideenmanagement-Reise“ 15 Tage vorgesehen sind. Mehr dazu finden Sie im Blogbeitrag „Erfolgsfaktor 3/9 – Prozess: Organisation“.
Auch bei Schüco können sich Mitarbeiter zu den Ideen anderer Kollegen äußern, indem sie diese liken („Daumen hoch“), voten (1 bis 5 „Sterne“) oder kommentieren.
Um das Geschehen im Ideenmanagement aktiv verfolgen zu können, haben außerdem alle Mitarbeiter mit System-Zugang volle Transparenz. So können sie sich Kennzahlen nach Bereichen gefiltert anzeigen lassen und analysieren, mit welchen Faktoren der aktuelle Stand des Ideenmanagements oder der Status von einzelnen Ideen zusammenhängt.
Dafür werden die Rohdaten als Excel-Datei aus der Ideenmanagementsoftware gezogen. Mit einer Software für Business Intelligence werden daraus dynamische Auswertungen generiert, so dass jederzeit tagesaktuelle Dashboards verfügbar sind (siehe Abbildung 6).
Nicht zuletzt ist das auch für das Ideenmanagement eine große Hilfe: Bearbeitungsstaus sind leichter erkennbar, so dass schneller gezielte Hilfe angeboten werden kann – ebenso sind sehr schnelle und gute Bearbeitungsprozesse leichter lokalisierbar, so dass sich auch Anerkennung zeitnäher und fokussierter vermitteln lässt.
Abbildung 6: Dashboards zum Stand des Ideenmanagements (Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung)
Ein weiteres Praxisbeispiel für die Nutzung von Business Intelligence Software finden Sie im Blogbeitrag „Erfolgsfaktor 5/9 – Commitment: Ziele und Reporting“.
Fazit: Spannende Informations- und Analysetools und die Möglichkeiten, Ideen und das Geschehen (zunächst, „nur“) zu liken, zu voten oder zu kommentieren, können das Ideenmanagement auch für Mitarbeiter interessant machen, die die Hemmschwelle zum Einreichen bisher noch nicht überschritten haben.
Ein nach Stichworten sortiertes Verzeichnis mit Links auf alle bisher erschienenen Beiträge im Blog zum Ideenmanagement finden Sie in diesem Register.
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